Von der Freude, in Sicherheit zu sein und der Traurigkeit, seine beruflichen Leistungen nicht zeigen zu können

Im Oktober 2017 startete die Vortragsreihe „Was bin ich und was war ich - Der berufliche Lebenslauf von Akademikerinnen mit Fluchterfahrung"“ von SI-Club Köln-Kolumba, organisiert von den Clubschwestern Barbara Foerster und Heidi Helmhold. Das Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) hostet die Vortragsreihe in Kooperation mit der dortigen wissenschaftlichen Referentin der Afrikaabteilung, Clara Himmelheber. Die Begeisterung für dieses Projekt war und ist enorm und wurde durch Ankündigen des Kölner Stadtanzeigers von Beginn an begleitet. Die ersten drei Vorträge gaben einen detaillierten sehr persönlichen Eindruck in sehr unterschiedliche Migrationsbiografien, die von der Dankbarkeit für die Aufnahme in eine freie Gesellschaft geprägt waren, aber ebenso von der Erfahrung der Mühe, einen  der Ausbildung gerechten Berufsweg verfolgen zu können. Überdeutlich wurde der Bedarf, in der deutschen Gesellschaft ein höheres Bewusstsein für die noch ungelösten Herausforderungen eines Einwanderungslandes zu schaffen.

 

Im Oktober 2017 war die Ingeneurin Dr. Afsar Soheila Sattari als erste Referentin von Club Köln-Kolumba zu Gast im Rautenstrauch-Joest-Museum. Vor einem interessierten Publikum aus SI-Schwestern anderer Nachbarclubs und weiterer interessierter Öffentlichkeit berichtete sie im Gespräch mit Sozialdezernent Dr. Harald Rau von ihren Migrationserfahrungen aus dem Iran in den 1970er Jahren, den politischen Verhältnissen und den auch problematischen Anschlussbedingungen ihrer beruflichen Biografie in Deutschland. Heute verfügt Afsar Sattari über ein großes berufliches Netzwerk und engagiert sich in Projektkoordinatorin des Projekts MINT Flucht/Migration Frauen/Mädchen (MINT FM-FM), in dib e.V. und lehrt als Lehrbeauftragte an der Uni Köln Webdesign. Sie war dem Projekt „Was bin ich und was war ich“ mit Kontakten aus ihrem beruflichen Netzwerk behilflich.

Als zweite Referentin entwarf Hatun Citkin unter dem Titel „Eine andere Welt (Für-und Miteinander) ist möglich!“ ein lebendiges Bild ihres wechselvollen Weges als kurdische Journalistin, von ihrem Beginn als Praktikantin bei der kurdisch oppositionellen Zeitung Özgür Ülke über ein begonnenes Sportstudium und ihrem schlussendlichen Anschluss an ihre journalistischen Wurzeln bei kurdischen Presseorganen in Deutschland und in einem Studium der Journalistik. Hatun strich bei ihrem Vortrag besonders heraus, dass sie die Bedingungen für einen beruflichen Start in Deutschland als sehr gut empfunden habe und sie die anfänglichen Hürden in der deutschen Leistungsgesellschaft viel mehr in ihrem gesellschaftlichen Hintergrund als „Kind vom Lande“ sah. Wohl auch deshalb engagierte sie sich schnell selbst in der Flüchtlingshilfe. Heute arbeitet Hatun Citkin als Projektmitarbeiterin von House of Resources (HoR) und Step by Step beim VMDO, Dortmund.

Am 25. Januar erzählte die Chirurgin Gulshan Djakhfarova schließlich von ihren beruflichen Erfahrungen vor und nach der Flucht aus Tadschikistan über den Jemen bis nach Deutschland.

In der Bibliothek des Rautenstrauch-Joest-Museum schilderte die Fachärztin für Allgemeine Chirurgie berufliche Einschränkungen in ihrem Heimatland, beängstigende Verhältnissen für Ärzte im Jemen und die aktuelle Sehnsucht nach ihrer beruflichen Tätigkeit in der derzeitigen Wartezeit auf die Anerkennung ihres Asylstatus. Aus dem Publikum wurden besonders viele Fragen zu ihrem Engagement in Tadschikistan für die Rechte von Homosexuellen gestellt.  Gulshan Djakhfarova ist Fachärztin für Allgemeine Chirurgie. Sie hat ihr Studium in Dushanbe/Tadschikistan abgeschlossen und dort vier Jahre als Chirurgin gearbeitet. 2011 ist sie als politisch Verfolgte nach Jemen geflohen, wo sie ebenfalls als Chirurgin gearbeitet hat. 2016 kam sie mit ihrem Sohn nach Deutschland. Hier versucht sie derzeit beruflichen Anschluss zu finden, darf aber zunächst – außer in Form von Praktika – nicht als Ärztin arbeiten.




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